Der Kult, von Gunnar Kaiser


Der Autor

Gunnar Kaiser ist Schriftsteller und Philosoph. Auf seinem viel beachteten Videokanal „Kaiser TV“ führt er mit zahlreichen Menschen erkenntnisreiche und inspirierende Gespräche. Als freier Journalist arbeitet Gunnar Kaiser für verschiedene Medien, darunter die „Neue Zürcher Zeitung“, „Die Welt“, der „Schweizer Monat“ und die „Berliner Zeitung“. Für die Differenziertheit seiner Überlegungen über die Ereignisse der letzten zwei Jahre musste auch dieser Denker die für die heutige Zeit typischen gehässigen Kommentare und Verunglimpfungen über sich ergehen lassen.



Eine Buchrezension

„Das eindimensionale Denken wird von den Technikern der Politik und ihren Lieferanten von Masseninformationen systematisch gefördert. Ihr sprachliches Universum ist voller Hypothesen, die sich selbst bestätigen und die, unaufhörlich und monopolistisch, zu hypnotischen Definitionen oder Diktaten werden.“

Herbert Marcuse, der eindimensionale Mensch, 1964

Der Kult – Über die Viralität des Bösen

Wer sich auf die Webseite von Gunnar Kaiser begibt, findet die folgende Buchbeschreibung:

Der Kult beschäftigt sich mit den doch so einfach klingenden Fragen: Warum machen so viele mit? Warum rebelliert denn niemand? Warum lassen die Menschen all das mit sich machen? Mehr noch: Warum sind so viele geradezu verliebt in ihre schönen neuen Fesseln?

Denn das Erstaunliche: Die Bande, in die die Menschen geschlagen sind, sind bloß eingebildet, es sind Ketten des Geistes. Gerade diese Tatsache aber verleiht ihnen ihre erstaunliche Macht.

Und trotzdem läge darin doch auch die Möglichkeit der Befreiung. Um zu verstehen, warum wir diese Möglichkeit nicht ergreifen, müssen wir also fragen, warum wir die Ketten unseres Geistes nicht ablegen wollen … selbst nachdem so erschreckend sichtbar geworden ist, dass unsere Gefangenschaft niemals gerechtfertigt war und ihre Folgen mörderisch sind.

https://kaisertv.de

Gunnar Kaiser entführt uns in seinem Buch demnach unter anderem auf eine geistige Reise zur ach so selten gestellte Frage:

WARUM?

Warum sehen die Menschen die Fehler im Narrativ nicht? Warum erkennen sie nicht die „Unlogik“, die Inkohärenzen, die Lügen, die lapidaren Zielverschiebungen, die sogar im Anschluss an mittelmäßige Erklärungs- und Vertuschungsversuche, weiterhin gerechtfertigt und weiter geglaubt werden? Wieso lassen die permanenten Kurskorrekturen so viele Menschen nicht aufhorchen? Warum haben die Menschen so ein übertriebenes Vertrauen in unsere Autoritäten und Medien, obwohl dieses Vertrauen sogar für die Leichtgläubigen unter uns längst verspielt sein müsste? Wie konnten Menschen zudem noch dazu gebracht werden, das Ganze zu unterstützen und zu fördern? Warum merken so wenige Leute, was in Wirklichkeit gerade passiert?

Was auf dem Spiel steht

Unsere Welt befindet sich in einem Umbruch, das dürften sogar die Unsensibelsten unter uns festgestellt haben. Wir sind auf dem Weg in eine zentral gesteuerte, planwirtschaftliche, transhumanistisch-utopistische Welt mit einem rein materialistisch-biologistischen Charakter. Auch wenn die dargestellten Gründe für diese Neue Welt sehr vernünftig und nobel erscheinen, so birgt diese Vision für Kaiser gefährliche Tücken. In dieser Welt darf und wird es nämlich keinen Platz mehr geben für individuelle Freiheit, Menschlichkeit, freien Austausch oder eigenes, geschweige denn angewandtes Wissen. Da der Bürger per se „zu dumm“ ist (Dank der Macht der Medien wurde zumindest ein Großteil der Gesellschaft konsequent verdummt, zumindest infantilisiert), um das Große-Ganze richtig zu erkennen und eigenverantwortlich zu handeln, wird er progressiv entmachtet. Ihm stehen nur noch die Freiheiten zu, die ihm die zentrale Autorität gewährt. Besitz hat in dieser Technokratie nichts verloren und wird abgeschafft. Weder Freiheit noch der Wunsch nach Selbstbestimmung dürfen in dieser perfekten Kommandowirtschaft eine Rolle spielen: Es geht um die Aufgabe der Freiheit und von Besitz zugunsten einer effektiven zentralen Führung aller Menschen, die fortan funktionieren sollen, wie eine befehlsempfangende Armee, ein Ameisenhaufen oder ein Uhrwerk, durch nur eine Handvoll einzelner Personen. Die, die da nicht mitmachen würden – die Kritiker, Individualisten, Skeptiker, Freigeister – werden als „das Problem“, „die Bedrohung“ für die zentral gesteuerte Gesellschaft definiert. Für Menschen, die sich der zentralen Meinung nicht beugen, gibt es demnach eine (über)staatlich angeordnete Diskriminierung; diese Tendenz lässt sich heute bereits im Umgang mit den „gegen Covid-19-ungeimpften“ Personen erkennen.

Das Ziel ist also eine neue Normalität durch die Aufgabe aller individuellen Freiheiten zugunsten einer zentralen Macht/Meinung, die für unser aller Wohl sorgen soll, da wir selbst dazu offensichtlich nicht in der Lage sind.

Der vorangegangene Abschnitt ist kein Auszug aus Gunnar Kaisers Buch, sondern ein zusammengefasstes Transkript eines seiner letzten Videos.

Er redet hier über die Vision von Klaus Schwab, Gründer und geschäftsführender Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums, der Mann, dem die meisten Vertreter der (hoffnungslos verschuldeten) Regierungen der Welt aus der Hand fressen (müssen). Sein Plan rund um eine zentrale Autorität, Global Governance, Weltstaat, Technokratie und Bürokratie auf globaler Ebene im Top-Down Ansatz ist bereits seit einigen Jahren in vollem Gange und längst viel mehr als nur eine Vision. Die einzelnen Staaten haben sich bereits in erheblichem Maße der Global Governance unterworfen, insbesondere durch die Weltbank, den IWF, die UNO, Unesco, Unicef, die WHO usw. Wir befinden uns in der Situation, in der die Länder zum Eigentum ihrer eigenen Milliardäre geworden sind („Das Kapital im 21. Jahrhundert, Thomas Piketty). Schwab sieht in der Pandemie für den Prozess eine wertvolle Gelegenheit, die bereits laufenden Prozesse für diese „schöne neue Welt“ – primär natürlich für ihn und die davon profitierende Elite sowie Ihre Industrien – beschleunigt hat. In den letzten zwei Jahren ließ sich – durch eine gelungene Mischung aus Marketing, Propaganda und psychologische Kriegsführung, die Gehorsamkeitsbereitschaft der „unmündigen Bürger“ anhand von Maßnahmen wie Abstandsregeln, Maskenpflicht, Lockdowns, Ausgangssperren und Impfnötigung optimal ausloten. Gehorchen, Befolgen, Aushalten … diese unheilige Trinität, wie Kaiser sie nennt, ist für ihn nicht mehr und nicht weniger als eine Erziehung zur perfekten Unmündigkeit. Wer also denkt, das Ganze sei jetzt vorbei, der irrt! Die nächste „Pandemie“ wird in absehbarer Zeit daherkommen, sei es in Form eines neuen Virus, oder in Form einer Umwelt-, Migrations-, Kriegs-, Klima- oder Währungskrise …

In der Hoffnung, dass es sich dabei um eine maßlose Übertreibung handelt – macht Kaiser auf die zehn Stufen des Völkermords vom US-amerikanischen Völkermordforscher Gregory H. Stanton aus den 1990er-Jahren aufmerksam:

  1. Die Klassifizierung einer Gruppe von Menschen, die die Bedrohung für die Gesellschaft darstellen. Früher waren dies Menschen anderer Rasse/Hautfarbe/Religionszugehörigkeit … heute handelt es sich um die Bürger, die für körperliche Souveränität, individuelle Verantwortung und Integrität, sowie Freiheit und Menschenrechte stehen.
  2. Die Symbolisierung: die Guten werden optisch von den Schlechten differenziert (Maske, QR-Code …).
  3. Die Diskriminierung: Die Menschen mit dem „falschen“ Symbol werden aus bestimmten Aktivitäten ausgeschlossen.
  4. Die Dehumanisierung: Durch entsprechende Propaganda werden diese Kritiker entmenschlicht und, mithilfe der Medien, systematisch mit Schimpfwörtern versehen und auf beleidigende Etiketten reduziert (Verschwörungstheoretiker, Schwurbler …).
  5. Die Organisation: Event 201, „Operation Lockstep“ (Rockefeller Dokument): der Staat organisiert und plant die einzelnen Schritte und spielt sämtliche möglichen Szenarien, so wie auch den Pushback der Bürger, durch. Scientific Pandemic Influenza Group on Behaviour and Communications (SPI-B & C) in Großbritannien: eine Beratungsgruppe, die angesichts der neuen Gesundheitsbedrohung feststellte, dass sich die Menschen nicht ausreichend bedroht fühlten, und Eingriffe vorschlug, um das Gefahrenempfinden zu erhöhen (Also die bewusste Verbreitung von Angst).
  6. Die Polarisierung: die Bürger werden mithilfe der entsprechenden Propaganda aufeinandergehetzt, es findet eine Spaltung der Gesellschaft statt.
  7. Die Vorbereitung: die diskriminierten Bürger werden von den „braven Bürgern“ getrennt (Isolation, Quarantäne …)
  8. Die Verfolgung: Beschlagnahmung (Sperrung von Konten, haben bereits stattgefunden), identifizierende Symbole, Zwangsbehandlung, Umerziehung.
  9. Ausrottung; findet im Moment nur im übertragenen Sinne statt: durch die Zensur und das Ausschalten der abweichenden Stimmen und der Opposition.
  10. Verleugnung: die „Täter“ leugnen diese Diskriminierung und enden häufig sogar damit, den Diskriminierten selbst zu beschuldigen.

Kaiser schreibt sehr ausführlich über das Versagen der Intellektuellen und deren einseitige Sicht auf „die“ Wissenschaft. Dabei gibt er uns einen sehr tiefen Einblick in die Mechanismen, bestehend „aus einer Mischung aus Angst, Gruppenzwang, kognitiver Dissonanz, repressiver Intoleranz, Selbstüberschätzung und Diskursverweigerung im Namen ‚der Wissenschaft‘“. Zudem macht er auf die Gefahren des Wunsches nach einer Technokratie aufmerksam, die allerdings nur funktionieren kann, wenn es wissenschaftliche Eindeutigkeit gibt. Kaiser zeigt auf, wie gefährlich der Kult der Verwissenschaftlichung unseres Daseins für die Menschheit sein kann.

Die Wissenschaftsdiktatur

Wer sagt „Vertraue der Wissenschaft“ äußert sich im höchsten Maße unwissenschaftlich: „Die Wissenschaft“ gibt es nicht in der Einzahl! Zusätzlich zu den Naturwissenschaften mit Disziplinen wie Biologie, Virologie und Epidemiologie gibt es unter anderem auch die Wissenschaftsdisziplinen der Soziologie, der Rechtswissenschaften, der Philosophie, der Psychologie, Anthropologie, Methodologie u. v. m. Deren Analyse der aktuellen Geschehnisse argumentiert mehrheitlich in flagrantem Kontrast zum Narrativ der bezahlten Handvoll Experten (von wem und auf welchen Kriterien basierend wurden diese „Experten“ überhaupt ausgewählt?). Wissenschaft lebt zudem von Hypothesen, Gegenthesen, Experimenten und von (somit stets provisorischem) Konsens. Sie wächst, wandelt sich und muss demnach unbedingt abweichende Meinungen integrieren und nicht herausdrängen. „Die Wissenschaft“ kann somit keinen Anspruch auf absolute Wahrheit, und damit schon gar auf nicht auf ultimativen politischen Einfluss erheben.

Kaiser beschreibt und dokumentiert auf anschauliche Weise, wie einige Menschen – die selbst ernannte Elite – mithilfe von Biotechnologie, Informations- und Gentechnik die Herrschaft über die Natur und die absolute Kontrolle über Menschen und deren „Gesundheitszustand“ zu übernehmen versucht und was diese „Elite“ – ungeachtet jeglicher ethischer Bedenken – bereit ist, dafür in Kauf zu nehmen, insbesondere da der Preis nicht von ihnen selbst bezahlt wird, sondern vom „unmündigen“ Volk (Kollateralschäden der Maßnahmen, Nebenwirkungen der Impfung …).

Der Kult

Gunnar Kaiser beschreibt den Kult als

Die Gesamtheit der Menschen, die sich durch konkludentes Verhalten so in die neue Ordnung einfügen, dass sie dem Willen der umgestaltenden Elite Geltung verschaffen. Der Kultmensch will dem Kult dienen und ihn mit seinem Verhalten stets aufs Neue hervorbringen, weil er sich davon Bestätigung verspricht.

Gunnar Kaiser, Der Kult

Wie konnte es so weit kommen?

Der Mensch hat laut Kaiser eine angeborene Furcht vor der Freiheit (Erich Fromm), worauf sein starkes Bedürfnis beruht, unbedingt einer größeren Gruppe anzugehören. Die Technik der Isolierung und der Ausklammerung aus der Gesellschaft ist in der Tat ein altbewährtes Mittel, die Macht der regierenden Partei zu stabilisieren. Gepaart mit dem Appell an Emotionen (Angst) und im Gegenzug mit dem Angebot der absoluten Sicherheit kann man sogar intelligente Menschen zu überzeugten Anhängern einer „besseren“, neuen Normalität machen. Wo kein Risiko, da auch keine Eigenverantwortung. Wir leben in einer infantilisierten, einlullenden Vergnügungsgesellschaft, geprägt von Hedonismus, einer verdrängten Unsicherheit und einer Furcht vor Freiheit, Krankheit und Tod, gekoppelt an die Sucht nach Harmlosigkeit. Konformismus birgt eine Scheinsicherheit, in der jedes Denken, Infragestellen, jeder Protest oder jede Demonstration als Gefahr, als krimineller Akt angesehen und unterbunden werden muss.

Hinzu kommt eine in unserer „Instagram-Snapchat-TikTok“ – Clickbait-Gesellschaft stark verankerte Bedürftigkeit nach Anerkennung, Bewunderung, Geld, Karriere und Klicks. Auch daraus lässt sich die Bereitschaft der davon interessanterweise nicht ausgenommenen auserwählten Experten erklären, das aktuelle Narrativ zu unterstützen und die konkurrierenden Gegenstimmen schnellstmöglich zu vernichten, anstatt sich mit ihren Argumenten zu beschäftigen. Dieser starke Drang nach persönlicher Anerkennung führt dazu, dass viele Menschen sich als besonders pflichtbewusst und brav darstellen möchten, um direktes und indirektes Lob zu ernten und sich gegenüber den Kritikern und „Schwurblern“ als Musterschüler, bessere Menschen, hervorzutun.

Die metaphysische Unbehaustheit des Menschen

Der tiefe Grund für diese Krise ist die des Welt- und Menschenbilds und der Metaphysik: das gesamte Vorgehen der Politik, ihre technokratische Legitimation über „die Wissenschaft“ und die Machtergreifung der Pharmaindustrie sind nur möglich, weil die Gesellschaft von einem Weltbild beherrscht wird, dass einem reinen Fortschrittsglauben huldigt.

Gunnar Kaiser, Der Kult

Aus all diesen Bedürfnissen heraus entsteht eine naive Bereitschaft, die modernen Überwachungstechnologien, Big Data, Gentechnologie und Healthism bis hin zur antizipatorischen Medizin zur Vermeidung von Krankheiten kritiklos anzunehmen. „’Die Wissenschaft’ in der neuen Technokratie hat es ja schließlich so bestimmt. Also muss ich keine Verantwortung übernehmen“. Dass der Mensch dabei sein Menschsein – das auch an Risiken, Erkrankung, Rekonvaleszenz, Imperfektion gebunden ist – aufzugeben droht, scheint er im Moment vollkommen zu vergessen.

Doch das Wissen einer Gesellschaft ist in der ganzen Gesellschaft verteilt und beruht auf keinen Fall auf einzelnen Köpfen. Das zu glauben ist anmaßender Größenwahnsinn, eine Hybris, die wir – sofern wir uns nicht als Sklaven an die ewige Kette legen lassen möchten – schnellstmöglich auflösen sollten und laut Kaiser auch können.

Der Mensch ist nämlich dazu geboren, intelligent und glücklich und kreativ zu sein und wird sich das auf Dauer nicht nehmen lassen. Wie lange es dauert, hängt davon ab, wie wir nun mit der Situation, in der wir uns gerade befinden, umgehen werden. Am Ende seines Buches zeigt Kaiser einige Lösungsansätze gegen die Unmündigkeit, gegen die Spaltung, gegen den Gehorsam und für die Freiheit und für alles, was uns eigentlich zu Menschen macht, auf. Er geht dabei bewusst nicht ins Detail, weil dies nur wieder einer neuen Bevormundung gleichkommen würde.

Mein Eindruck

Ich gehöre zu jenen Menschen, die recht frühzeitig im Jahr 2020 ein diffuses Gefühl von Inkohärenz beschlich. In diesen zwei Jahren habe ich – außerhalb der Mainstreammedien – viel gelesen, studiert, recherchiert, zugehört und immer weniger verstanden, warum so viele Menschen so bereitwillig mitmachen. Auch fragte ich mich, warum ich einige der wenigen bin, die scheinbar immun gegen das „Virus“ der Angst, der Anpassung und der Unterwerfung ist. Seit ich mich über diese Themen mit unterschiedlichen Wissenschaftlern (Ärzten, Biologen und Virologen, aber auch Juristen, Psychologen und Philosophen) unterhalte, wird mir zudem die enorme Vereinheitlichung der Menschen außerhalb meines intimen Umfelds immer deutlicher gewahr: Angepasstheit, ähnliche Moden, Vorlieben, Statussymbole, Unterhaltungsprogramme. Kaum mal ein Blick über den Tellerrand, immer schön brav und regelkonform. Ich persönlich nenne sie „Schablonenmenschen“, ohne Ecken, ohne Kanten, ohne tiefsinnige Gespräche, die uns geistig wirklich wachsen lassen und weiterbringen. Ist es Zufall, dass mir in Brüssel in einem Buchhandel der, im Verlag Allia zweisprachig erschienene, Essay „Die Monotonisierung der Welt“ aus dem Jahr 1925 (!) von Stefan Zweig in die Hände gefallen ist? Seit nunmehr zwei Jahren frage ich mich: wo sind sie hin? Was ist passiert? Wie kann man das rückgängig machen?

Nun habe ich Gunnar Kaisers Buch gelesen, dessen KaiserTV mich über diese zwei Jahren immer wieder auf ein Neues – auch in unsicheren Momenten – aufgebaut hat.

Das Buch ist eine 100%ige Empfehlung

Und zwar für alle, die sich offen mit interessanten philosophischen und psychologischen und intellektuellen Fragen zu den Geschehnissen der aktuellen Zeit auseinandersetzen möchten, unabhängig davon, auf welcher „Seite“ sie sich befinden. Bei vielen Abschnitten/Kapiteln sah ich bestimmte Menschen aus meinem Bekanntenkreis vor mir und dachte mir: „wenn sie das lesen würden, dann ginge es vielleicht nicht nur ihnen selbst in ihrem Menschsein ein Stückchen besser, sondern auch den Menschen in ihrem Umfeld“. Alles, was sie dafür benötigen würden, wäre etwas Zeit und Unvoreingenommenheit.

Kaiser beschreibt das, was gerade mit uns passiert, auf sehr nüchterne, nicht bewertende und neutrale Art und Weise. Bis zu einem gewissen Grad bestätigt er sogar, dass ich instinktiv „das Richtige“ zum Erhalt des Menschseins in dieser, sich in Lichtgeschwindigkeit auf eine Technokratie zusteuernde Gesellschaft, von der sogar George Orwell in seinen schlimmsten Träumen nicht gewagt hätte zu fantasieren, getan habe: Ich habe die Maßnahmen hocherhobenen Hauptes abgelehnt und einfach mein Umfeld geändert. Ich habe viele Brücken abgebrochen und andere Brücken aufgebaut, neue Freundschaften geknüpft und diese ungeachtet von Kontaktbeschränkungen, Sperrstunden oder Gesundheitszustand gehegt und gepflegt. So habe ich meine Art von Solidarität und Offenheit aus- und vorgelebt, mehr als jemals zuvor und das auch noch mit einer wunderbaren Anziehungskraft für Gleichgesinnte. Diese Krise hat mich als Mensch verändert und mir die Augen geöffnet für das eigentliche Menschsein. 

Gunnar Kaiser hat mit diesem Buch ein i-Tüpfelchen auf eine Arbeit gesetzt, die ihresgleichen sucht. Er hat meiner Verwirrung die mir fehlenden Worte und Erklärungen geliefert. Das Buch bietet sogar den sogenannten „Antagonisten“ einen Anker, um aus dieser Nummer würdevoll herauszukommen und an dieser Erfahrung zu wachsen.

Ich freue mich bereits auf ein mögliches Folgewerk und lese auch schon sein rezentes Buch „Die Ethik des Impfens“ und vor allem wünsche ich dem an Krebs erkrankten Philosophen aus ganzem Herzen eine gute Besserung.

Die Welt wird durch Menschen wie ihn interessant und vielfältig. Mehr davon!

Nathalie Meier