Was steht in den geschwärzten Verträgen von Pfizer mit der EU-Kommission?

Von unserem Gastautor Milosz Matuschek


Expressis-Verbis bedankt sich herzlich bei diesem Autor für die erneute Bereitstellung eines – wie wir finden – sehr aufschlussreichen und aussagekräftigen Artikels. Wie es unsere Gastautoren von Expressis-Verbis gewohnt sind, wird auch dieser Beitrag ins Englische und Französische übersetzt und dem Autor zur weiteren Verwendung als Dankeschön zur Verfügung gestellt.


Die Geheimnistuerei rund um die Verträge mit den Covid-Impfstoffherstellern nährt zu Recht Misstrauen und untergräbt die Demokratie. Was hat man zu verbergen?

Bussi-Bussi-Korporatismus im Zeitalter pharmazeutischer Fremdherrschaft: Ursula von der Leyen und Pfizer-CEO Albert Bourla.

Stellen Sie sich eine Pharma-Firma vor, die mal die Rekordsumme von 2,3 Milliarden (ja, Milliarden) Dollar für Fehlinformationen rund um ihre Produkte zahlen musste (mehr dazu auf der Seite des FBI). Stellen Sie sich weiter vor, dass bei fast einem Drittel aller in Amerika von der FDA zugelassenen Medikamente nach der Zulassung Sicherheitsbedenken auftauchen und etwa 4500 Substanzen und Geräte jährlich ihre Zulassung verlieren, weil sie sich als unsicher herausstellen. Und jetzt stellen Sie sich schließlich vor, dass ebendiese Firma in Anbetracht von Covid in Windeseile experimentelle Impfstoffe auf den Markt bringt und sich in Schweigen darüber hüllt, was sie mit den Großabnehmern, also den Staaten oder der EU vereinbart hat.

Hauptsache, das Narrativ bleibt heil

Verrückt? Nein, so ist die Realität. Die Firma heißt Pfizer und die Chefin der EU-Kommission rückt nicht nur (mal wieder) die SMS nicht heraus, die sie sich mit Pfizer-CEO Albert Bourla schrieb, sondern warf sich ihm bei einer Veranstaltung des Atlantic Council auch noch mit einem Preis um den Hals. All das ist den Medien bisher so egal gewesen, wie, naja, eben Impfschäden, Impftote, und alles, was sonst eben auch nicht ins Narrativ passt, also zum Beispiel Hakenkreuze und SS-Runen auf Helmen von so manchem Ukraine-Kämpfer. Denn der Pfizer-CEO ist ein Wohltäter, Klaus Schwab ein harmloser Visionär, Selenski der Ober-Hero und Putin, natürlich, Hitler. Es kämpfen jetzt also auch Nazis gegen Hitler. Alles ganz logisch. Einfacher war die Welt da draußen noch nie zu verstehen, wenn man einfach nur «Unterstützer der gegenwärtigen Sache ist». War es je einfacher, ohne Nachdenken und jegliche Differenzierung auf der richtigen Seite zu sein?

Was in den Verträgen steht, geht deshalb Sie, also den Bürger erst mal gar nichts an. Ihre gewählten Abgeordneten übrigens auch nicht, wie EU-Abgeordnete offenlegten. Und die Medienvertreter fragen sicherheitshalber schon gar nicht mehr nach. Sie als Bürger haben sich einfach für die nächste Spritze anzustellen und artig Danke zu sagen dafür, wie toll die Politik, die Medien und die Virologen sie durch die Pandemie gebracht haben. Immerhin, die kritischen Schauspieler und Regisseure von #allesdichtmachen und #allesaufdentisch bedanken sich stellvertretend für uns alle in der neuesten Aktion #Dankefüralles, mit dem nicht ganz unwichtigen, augenzwinkernden Zusatz: Ab jetzt kommen wir alleine klar.

Pfizer hat jedenfalls so viel Vertrauen ins eigene Vorgehen, dass man lieber Geheimverträge abschließt, die man jetzt u. a. hier findet (104 Seiten), sonst käme vielleicht noch heraus, dass man etwas Unanständiges tut. Was hat Pfizer denn so dringend zu verbergen? 15,50 Euro beträgt der Preis pro Impfdosis (Seite 20), macht bei 200 Millionen Bestellungen also gut 3 Mrd. Euro Steuergeld für eine Spritzenbehandlung, die dem Bürger aufgedrängt wird. Weitere 1,8 Milliarden Dosen hat die EU darüber hinaus bis Ende 2023 reserviert, macht noch mal gut 30 Milliarden Umsatz aus Steuergeldern.

Der Bürger bezahlt selbst für seine Unterwerfung

Dafür schließt Pfizer großzügig die Haftung für das eigene Produkt aus (S. 30ff.) und wälzt das Risiko nahezu vollständig auf die Mitgliedstaaten ab. Die Mitgliedstaaten haben vertraglich in Kauf zu nehmen, dass bisher unbekannte Langzeitwirkungen auftauchen können (S. 48). Gewinne privatisieren und Risiken sozialisieren, das war mal bei der Bankenkrise von 2008 ein gewisser Schocker, jedenfalls ausreichend schlimm, dass ein paar Aktivisten von «Occupy Wallstreet» beschlossen, in einem Park in der Nähe der New Yorker Börse zu zelten. Mit echtem Kapitalismus hatte das übrigens so wenig zu tun, wie das Gebaren der Pharma-Akteure mit Gesundheitsschutz. Aber wenn ich es Organisierte Kriminalität nenne, bekomme ich im freiesten Westen aller Zeiten wieder einen Strike auf Facebook oder Linkedin, deshalb lasse ich es natürlich.

In der Zeit des «New Normal» macht eben Vieles Sinn: Der Bürger nimmt und bezahlt Impfstoffe, die er zu wollen hat, weil ihm der Staat das so sagt, und trägt auch noch sämtliche Verantwortung. Viel Spaß bei der Anerkennung von Impfschäden, davon wollen sowohl die Impfärzte, die fürstlich dabei verdient haben, als auch die Behörden nämlich nur ungern etwas wissen.

Pfizer selbst will auch im 4. Quartalsbericht von 2021 übrigens nicht ausschließen, dass bei der weit verbreiteten Anwendung ihrer Medikamente neue Informationen zu Effektivität, Sicherheit oder möglichen schweren Nebenwirkungen auftauchen (S. 39). Das würde die Gewinne natürlich schmälern. Im Jahr 2021 betrug der Pfizer-Umsatz über 80 Milliarden Dollar, fast doppelt so viel wie im Jahr 2020. Zum Vergleich: das Militärbudget Russlands liegt bei ca. 60 Milliarden Dollar jährlich. Die Deutschen Abgeordneten rund um die SPD-Abgeordnete Heike Baehrens und Grünenpolitiker Janosch Dahmen, die eine Impfpflicht für alle Erwachsenen durchdrücken wollen (Antrag 20/899), sind währenddessen der festen Ansicht, dass die Impfstoffe «gut verträglich, sicher und hochwirksam» sind.

Man fragt sich angesichts all dessen, woher manche Menschen eigentlich noch ihr Grundvertrauen in irgendwas hernehmen. Offenbar hat man dem Bürger und den Medien das Duckmäusertum zugleich mit den mRNA-Impfstoffen eingeimpft, aufgelöst in höchst fragwürdigen Nano-Lipiden, aber ach, das hatten wir ja schon mal alles.

Die deutsche Bundesregierung hat jedenfalls schon mal bis 2029 fleißig Impfstoffe nachbestellt und auch die Schweiz hat sich für 2023 eingedeckt.

Freedom Day? Ja, der Witz war gut.

Milosz Matuschek

Dr Milosz Matuschek ist Jurist, Journalist und Autor mehrerer Bücher. Kolumnist beim Satiremagazin Nebelspalter, ehemalliger NZZ-Kolumnist a. D.; ehemaliger Stv. Chefredaktor des Schweizer Monats. Twitter: @m_matuschek


Dieser Artikel erschien zuerst auf Nebelspalter.ch