Warum hat man uns eigentlich das Rechnen beigebracht?
Oder: wie man heutzutage auf der Basis von absoluten Zahlen Headlines macht und damit unnötig Angst und Schrecken verbreitet.
Am 23 Februar traten der frischgebackene Joe Biden und seine First Lady in wohlbekannter amerikanischer Dramaturgie vor das Weiße Haus, um den Opfern der Corona-Pandemie zu gedenken.
Dabei fiel unter anderem die Aussage auf, dass dem Corona Virus inzwischen mehr Amerikaner zum Opfer gefallen seien, als es amerikanische Tote im ersten, zweiten Weltkrieg und dem Vietnamkrieg zusammen gab. [1] Diese Aussage kam uns so gewaltig vor, dass wir uns diese Zahlen unbedingt noch einmal genauer ansehen wollten. Insbesondere auch, weil dieser Satz in den sozialen Medien in den Folgetagen fleissig zitiert wurde, was natürlich stets zu Streit und Eskalation führte, ein Verhalten, welches wir leider zu oft observieren müssen, sobald im Bezug auf das Corona Virus zwei unterschiedliche Ansätze aufeinander treffen.
Da unser Anliegen bekanntlich das der Deeskalation ist, spielen wir – wie immer – den Ball, und nicht, wie das in einer Gesellschaft, in der Diffamierung fast als Kavaliersdelikt angesehen wird, den Mann. Der Ball sind in diesem Fall die nackten Zahlen.
Die zwei Weltkriege und der Vietnamkrieg
Im ersten Weltkrieg, der von 1914-1918 tobte, haben rund 18,5 Millionen Menschen ihr Leben verloren, davon waren 117.465 Amerikaner. [2] (Vermisste Personen sind nicht mitgezählt; u.a. deshalb findet man auch viele Beiträge, die die Opferzahl des 1. Weltkrieges wesentlich höher einschätzen). Um dem kritischen Leser keinen Anlass zum Zweifel zu geben, orientieren wir einfach uns an den niedrigeren Zahlen, in der Akzeptanz, dass man diese Tragödie offensichtlich nie genau in Zahlen erfassen kann, da die Menschen damals statistisch nicht so genau erfasst wurden, die das heute der Fall ist.
Im zweiten Weltkrieg in den Jahren 1939-1945 verloren 60-70 Millionen Menschen ihr Leben, etwa 418.500 davon waren Amerikaner. [3]
Der Vietnamkrieg dauerte von 1961-1975 und forderte 1.303.200 militärische Todesopfer, davon waren 58.200 Amerikanische Soldaten [4]. Über die Gesamtzahl der vietnamesischen Kriegsopfer gibt es keine konkreten Zahlen, da im Rahmen der Kriegsführung jedoch viel auf Giftgas zurückgriffen wurde, wird die Zahl der Vietnamesischen Opfer auf 2-5 Millionen Menschen geschätzt.
Laut Statista ist die Weltbevölkerung zwischen den Jahren 1900 und 1950 von 1.65 Milliarden auf 2.54 Milliarden Menschen angestiegen. Im Jahr 1970 lag sie bereits bei 3.7 Milliarden Menschen und heute beläuft die Weltbevölkerung sich auf etwa 7.790.000.000 Menschen.
Im Jahr 1900 gab es 75.994.575 Amerikaner, im Jahr 1950 etwa 151.325.798 und im Jahr 1970 waren es bereits 203.211.926. Heute beläuft sich die Anzahl der Amerikaner auf 330 Millionen Menschen.
Nun zu Covid-19.
Wie viele von uns wissen, wird häufig moniert, dass nicht alle Menschen, die sich in dieser Statistik wiederfinden, auch tatsächlich am Corona Virus gestorben sind. Manchmal war das Virus tatsächlich ursächlich, manchmal war es aber auch nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, da Alter und/oder Komorbiditäten keinen zusätzlichen Spielraum mehr zuließen. Und dann gibt es noch diese statistische „Vereinfachung“, dass alle Verstorbenen, die positiv getestet waren, ebenfalls in die Statistik mit aufgenommen wurden. Dinge, die eigentlich unbedingt geklärt werden müssten, finden Sie nicht?
Doch nehmen wir einfach mal an, die offizielle Zahl der Covid-19 Toten sei tatsächlich korrekt, dann haben wir folgende offizielle Zahlen, die Sie überall finden können:
Weltweit werden dem Corona Virus 2.593.230 Tote zugeordnet, davon in Amerika: 524.652 (Stand am 8.3.2021).
Sie ahnen sicher bereits, was jetzt kommt: wir müssen, um diese Zahlen miteinander zu vergleichen, nun diese zueinander ins Verhältnis setzen. Wir möchten ja schließlich keine Äpfel mit Birnen vergleichen.
Doch widmen wir uns der Einfachheit halber zunächst den absoluten Zahlen, weil sich das in unserer sensationslustigen Welt offensichtlich zu einer sehr modernen Tendenz entwickelt hat, die leider nur noch allzu selten in Frage gestellt wird.
1. Weltkrieg | 2. Weltkrieg | Vietnam | Corona | Differenz | |
Welt | 18.500.000 | 70.000.000 | 1.303.200 | 2.593.230 | -87.209.970 |
Amerika | 117.465 | 418.500 | 58.200 | 524.652 | -79.761 |
Wie Sie an diesen Zahlen eindeutig erkennen, lässt sogar der gewagte Blick auf die absoluten Zahlen die Aussage des amerikanischen Präsidenten nicht wirklich als zutreffend erscheinen. Sieht man sich nun die relativen Zahlen, also diese Todesfälle jeweils ins Verhältnis gesetzt zur Weltbevölkerung an, so erhält man folgende Resultate:
Hat Herr Biden, bzw. sein Beraterteam etwa die relativen Zahlen addiert um so über 0,159% zu kommen??? Also die Zähler (oben) von Bruchzahlen mit unterschiedlichen Nennern (unten)? Wir hoffen nicht!!! Dieser Denkfehler ist allerdings nicht selten. Dasselbe wurde nämlich stetig im Rahmen der Corona-Positiven Statistik gemacht: man addierte einfach die positiven PCR Tests (Zähler) (auch die, die doppelt und dreifach getestet wurden) aber immer auf der Basis von unterschiedlichen Testungen (Nenner). So wurde uns das in der Schule im Mathekurs jedenfalls nicht beigebracht.
In den letzten 120 Jahren hat sich trotz Kriegen und unzähliger anderer Viren die Weltbevölkerung also mehr als verdreifacht (+372%) Am (oder mit) Corona-Virus sind weltweit 0,03% (!) der Bevölkerung verstorben, in Amerika sind es in der Tat prozentual gesehen mehr, nämlich rund 0,16%.
Da wir es ja mit einer Pandemie zu tun haben, also einem Virus, welches sich weltweit verbreitet und demnach zeitgleich fast überall mehr oder weniger identisch ist, müsste man sich dann nicht eher die Frage stellen, WARUM ein Virus in der einen Region mehr und in der anderen Region weniger zuschlägt? Womit wir wieder beim Thema allgemeiner Gesundheitszustand einer Bevölkerung angekommen sein dürften. Mit enormen Unterschieden in der Nahrungsmittelqualität, den Essgewohnheiten, der mehr oder weniger ausgeprägten natürlichen Umgebung und Umweltbelastung, spannende Themen, die sehr ausführlich in Clemens G. Arvays tollem Buch „Wir können es besser“ dargestellt werden.
Dann zum Schluss noch einige Statistiken, die Sie unter anderem auf der Webseite Statista finden können:
„Weltweit wurden im Jahr 2017 rund 10,89 Millionen ernährungsbedingte Todesfälle gezählt. Im Jahr 1990 belief sich die Zahl noch auf rund 7,67 Millionen Todesfälle.“ [5]
Statista
„Die Statistik zeigt den Anteil der häufigsten Krebsarten an der weltweiten Zahl der Krebstodesfälle im Jahr 2020. Laut der International Agency for Research on Cancer wurde die weltweite Zahl der Krebstoten in diesem Jahr auf rund 9,96 Millionen Fälle geschätzt.“ [6]
Statista
Nicht zu vergessen die 8 Millionen Menschen, die laut WHO jedes Jahr durch ihren Tabakkonsum versterben.
Diese Tode sind sicher nicht alle angenehmer als der Tod am oder mit dem Corona-Virus, was tatsächlich am ehesten jene betrifft, die vielleicht vorher schon so einiges an gerade diesen Vorerkrankungen angesammelt haben, auch wenn sie lapidar Gesellschaftskrankheiten genannt werden.
Zum Abschluss noch ein Blick auf die laufende Entwicklung der Weltbevölkerung, praktisch in Echtzeit:
https://www.worldometers.info mit zwei Bildschirmaufnahmen (8.3. 10:52), die eigentlich auch zum Nachdenken anregen, finden Sie nicht?
Ihr Expressis-Verbis Team
[4] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/264176/umfrage/gefallene-us-soldaten-in-vietnam/
[5] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1050039/umfrage/anzahl-ernaehrungsbedingter-todesfaelle-weltweit-nach-ursache/
[6] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/286575/umfrage/anteil-der-haeufigsten-krebsarten-an-der-weltweiten-zahl-der-krebstodesfaellen/