20 Millionen
Eine kürzlich im The Lancet erschienene Studie berechnete anhand eines mathematischen Modells wieviele Todesfälle im Jahre 2021 weltweit durch die Covid19-Impfungen verhindert worden waren[1]. Die Arbeit berücksichtigte die gemeldeten Covid19-Todesfälle und die Daten der Übersterblichkeit von 185 Ländern um zum Ergebnis zu kommen, dass durch die Vakzine bis zu rund 20 Millionen Menschenleben gerettet werden konnten. RTL berichtete in gewohnter Manier hiervon, teilte dabei entsprechend nicht einmal mit, wieviele Leben denn im Großherzogtum auf diese Weise vom SARS-CoV-2 verschont geblieben waren[2]. Eine jährliche staatliche Unterstützung von 12 Millionen Euro scheint offensichtlich noch nicht auszureichen um Journalismus zu betreiben, der diesen Namen auch verdient.
Interessen und Konflikte
Die Studie wurde von 6 Autoren des MRC Centre for Global Infectious Disease Analysis, Imperial College London verfasst. Wer sich zur Pandemie auch abseits der Leitmedien informiert hat, wird sich jetzt schon zum ersten Stirnrunzeln genötigt fühlen: ja da war im März 2020 ein gewisser Neil Ferguson von genau dieser Universität, welcher damals auch mit mathematischen Modellen maßlos überzogene Prognosen zur epidemiologischen Entwicklung veröffentlicht hatte, und so für viel unnütze Panik mit verantwortlich war[3].
Das Imperial College wird bekanntermaßen schon seit vielen Jahren von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) finanziell unterstützt: eine Suche nach Spenden auf der Webseite der BMGF fördert über 70 Treffer zutage deren Spendenbeträge sich seit 2002 zu über 300 Millionen USD aufsummieren[4].
Einer der Autoren, Azra Ghani verfügt über beste Beziehungen zur Pharmaindustrie: er ist Berater bei GlaxoSmithKline, Moderna, The Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria und der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI), einer Organisation welche 2017 auf dem World Economic Forum (WEF) in Davos unter anderem von Bill Gates gegründet wurde.
Die Studie selbst wurde neben den üblichen Verdächtigen (Gavi, the Vaccine Alliance; Bill & Melinda Gates Foundation; WHO) von der Schmidt Science Fellowship finanziert, einem Ableger der erst 2017 gegründeten philanthropischer Stiftung Schmidt Futures, die jedoch bereits in der internationalen Pandemiebekämpfung Fuß gefasst hat: ein von ihr organisiertes Forum im Januar 2021 konnte als Redner die crème de la crème verpflichten[5]: Anthony Fauci (NIAID), Tedros Adhanom Ghebreyeseus (WHO), John Nkengong (Africa Centres for Disease Control) oder Margaret „Peggy“ Hamburg (Gavi, BMGF,…), um nur einige zu nennen.
Auch wenn in der Studie unter „Role of the funding source“ zu lesen ist:
The sponsors of the study had no role in study design, data collection, data analysis, data interpretation, or writing of the report.
sollte doch jeder für sich entscheiden ob er glaubt, dass die genannten Interessenkonflikte eine Rolle gespielt haben oder nicht.
Luxemburg
Es soll hier nicht darum gehen die Studie in ihrer Allgemeinheit zu bewerten, wir beschränken uns vielmehr auf die Aussagen welche für Luxemburg gemacht wurden, und überlassen dem verehrten Leser das abschließende Urteil.
Auf Github sind 2 CSV-Dateien gehosted welche pro Land die durch die Impfung verhinderten Todesfälle auflisten. Sie wurden mit den 2 in der Studie beschrieben Methoden erstellt: einmal anhand der gemeldeten Covid19-Todesfälle[6] und einmal anhand der Daten der Übersterblichkeit[7]. Die Links findet man im Anhang zur Studie[8].
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle wiedergegeben. Zum Vergleich sind auch die Zahlen unserer Nachbarländer aufgelistet.
Die Zahlen in Klammern geben das sogenannte „95% credible interval“ an, also der Bereich welcher mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% den realen Wert auch enthält. Je nach Methode erhalten wir also 3530 bzw. 3850 verhinderte Todesfälle und Bereiche von 2740 bis 5280 bzw. 3230 bis 5090.
Im Mittel können wir also von rund 4000 tödlichen Covid19-Verläufen ausgehen, welche durch die Vakzine nicht zustande kamen.
Betrachten wir zum Vergleich jetzt die Anzahl der Sterbefälle (alle und Covid19) für die Jahre 2019, 2020 und 2021.
Jahr | 2019 | 2020 | 2021 |
Alle Sterbefälle | 4288 | 4669 | 4487 |
Covid19-Sterbefälle | 0 | 509 | 407 |
Also halten wir fest:
- 2019: kein Covid19, 4288 Sterbefälle
- 2020: Covid19, keine Impfung, 4669 Sterbefälle davon 509 in Zusammenhang mit Covid19
- 2021: Covid19, Impfung, 4487 Sterbefälle davon 407 in Zusammenhang mit Covid19
Wie hier die Impfung 4000 Todesfälle verhindert haben soll, erschließt sich uns nicht. Aber wie gesagt, wir überlassen die Schlussfolgerung ihnen.
Man könnte natürlich argumentieren, dass es 2020 im Gegensatz zu 2021 viele Massnahmen (Lockdown, nächtliche Ausgangssperren,…) gab. Dass diese sogenannten Non-pharmaceutical interventions (NPI) sich nicht auf die Sterblichkeit auswirken wurde allerdings schon in einer Reihe Studien bewiesen, etwa von der Johns Hopkins University im Januar 2022[9]:
Specific NPI studies also find no broad-based evidence of noticeable effects on COVID-19 mortality. While this meta-analysis concludes that lockdowns have had little to no public health effects, they have imposed enormous economic and social costs where they have been adopted. In consequence, lockdown policies are ill-founded and should be rejected as a pandemic policy instrument.
Wir möchten abschließen mit einer Studie, welche eine gänzlich andere Perspektive vertritt. Bislang wurden die Impfnebenwirkungen mit keinem Wort erwähnt. Besagter Artikel wurde am 23. Juni 2022 als Preprint von 7 Autoren veröffentlicht[10] darunter Peter Doshi, Redakteur vom renommierten British Medical Journal (BMJ). Hier wurde eine Nutzen-Risiko-Analyse durchgeführt, welche auch die Nebenwirkungen der Vakzine berücksichtigt:
Results: […]The excess risk of serious adverse events of special interest surpassed the risk reduction for COVID-19 hospitalization relative to the placebo group in both Pfizer and Moderna trials.[…]
Discussion: The excess risk of serious adverse events found in our study points to the need for formal harm-benefit analyses, particularly those that are stratified according to risk of serious COVID-19 outcomes such as hospitalization or death.
Übrigens erhielt diese Studie keine finanzielle Unterstützung.
Quellen
[1] The Lancet – Infectious Diseases (23.06.2022): Global impact of the first year of COVID-19 vaccination: a mathematical modelling study
https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(22)00320-6/fulltext
[2] RTL (24.06.2022): Corona-Impfunge solle weltwäit ëm 20 Milliounen Doudeger verhënnert hunn
https://www.rtl.lu/news/international/a/1932332.html
[3] Imperial College London (16.03.2020): Report 9 – Impact of non-pharmaceutical interventions (NPIs) to reduce COVID-19 mortality and healthcare demand
https://www.imperial.ac.uk/mrc-global-infectious-disease-analysis/covid-19/report-9-impact-of-npis-on-covid-19/
[4] BMGF-Webseite: Committed grants – Search: Imperial College
https://www.gatesfoundation.org/about/committed-grants?q=imperial%20college
[5] Schmidt Futures: Futures Forum on Preparedness
https://www.futuresforumonpreparedness.org/
[6] Country specific deaths averted for the excess mortality fits
https://github.com/mrc-ide/covid-vaccine-impact-orderly/releases/download/v1.0.1/excess_mortality_summary_table.csv
[7] Country specific deaths averted for the reported deaths fits
https://github.com/mrc-ide/covid-vaccine-impact-orderly/releases/download/v1.0.1/reported_death_summary_table.csv
[8] Supplementary appendix
https://www.thelancet.com/cms/10.1016/S1473-3099(22)00320-6/attachment/cf5ca979-59f2-496b-81ab-fb356d7881bd/mmc1.pdf
[9] Herby, Jonas & Jonung, Lars & Hanke, Steve, 2022. „A Literature Review and Meta-Analysis of the Effects of Lockdowns on COVID-19 Mortality„, Studies in Applied Economics 200, The Johns Hopkins Institute for Applied Economics, Global Health, and the Study of Business Enterprise.
[10] Serious Adverse Events of Special Interest Following mRNA Vaccination in Randomized Trials
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4125239
Artikelbild: London Imperial College, Shadowssettle, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons