Interessenkonflikte?
Im Finanzwesen, einem mit 25% im luxemburgischen Nationalprodukt immer noch sehr stark repräsentierten Sektor, ist das Thema Interessenkonflikt durch die Europäische Direktive 2014/65/EU vom 15. Mai 2014 geregelt.
Mittels dieser Direktive ist jedes Finanzinstitut aufgefordert, potenzielle Interessenkonflikte jederzeit identifizieren zu können, akribisch zu dokumentieren und durch entsprechende interne Prozeduren zu vermeiden, bzw. zu sanktionieren. Folgende Situationen werden beispielsweise als Interessenkonflikte angesehen, überprüft, dokumentiert und gegebenenfalls sanktioniert:
- Wenn das Unternehmen einen Gewinn generieren (oder einen Verlust reduzieren) kann, der zulasten eines Kunden gehen könnte.
- Wenn das Unternehmen sich Vorteile aus der Dienstleistung des Kunden verschafft, welche nicht im Interesse des Kunden sind.
- Wenn das Unternehmen (oder einer seiner Mitarbeiter) Zuwendungen erhält, seitens des Kunden oder von Dritten, welche dem Unternehmen Vorteile verschaffen könnten.
- Wenn das Unternehmen dieselben Dienstleistungen anbietet, wie der Kunde selbst.
- Wenn das Unternehmen Prämien/Kommissionen durch Dritte bezieht, die das Verhalten gegenüber dem Kunden beeinflussen könnten.
In diesem Zusammenhang werden in einigen Finanzinstituten die Mitarbeiter am Ende des Jahres beispielsweise unter anderem aufgefordert, das Compliance Team darüber in Kenntnis zu setzen, wenn er/sie im Laufe des Jahres Geschenke erhält, deren kumulierter Wert über 125 EUR liegt, was mitunter schon mit 2 hochwertigen Flaschen Wein oder einer edlen Flasche Champagner der Fall sein könnte. Auch müssen dem Compliance Team sämtliche privaten Börsentransaktionen der Mitarbeiter gemeldet werden, usw. Die Liste der Regeln, denen Finanzinstitute und ihre Mitarbeiter ausgesetzt sind, ist sehr lang und kann durchaus als ein schmerzlicher Eingriff in das Privatleben und Wohlbefinden des einzelnen Mitarbeiters, auch oder besonders in Abwesenheit jeglicher krimineller Energie, empfunden werden.
Diese Vorgehensweise der Autoritäten im Finanzwesen scheint möglicherweise aus dem Grund unumgänglich zu sein, weil potenzielle Bestechung/Korruption schwer bis gar nicht beweisbar ist, da diese wohl kaum in Schriftform dokumentiert wird. Die Grenzen zwischen einem einfachen Dankeschön für erbrachte Leistung und damit verbundener Zufriedenheit mit dem Berater einerseits und Bestechung zwecks Vorteilsverschaffung andererseits scheint demnach zu fließend zu sein. Daher hat sich in diesem Bereich eher die „Schuldig bis zum Beweis des Gegenteils“ – Vermutung durchgesetzt.
Jetzt wird es interessant…
Im Finanzwesen geht es bekanntlich „nur“ ums Geld: der Versuch eines Kunden, Kontoführungs- oder Transaktionsgebühren durch eine gute Flasche Wein zu reduzieren hat zwar einen unangenehmen Beigeschmack, auch wenn es sich um eine sehr gute Flasche handelt … dennoch dürften wir uns darüber einig sein, dass in unserer Gesellschaft immer noch die Gesundheit als das höchste Gut angesehen wird. Besonders bei deren Abwesenheit oder in Zeiten der Angst, sie zu verlieren, wie das heute (30.12.2020) der Fall ist.
…die bittere Pille der Pharmaindustrie
In der Pharmaindustrie scheint diese grundsätzliche Skepsis und die „Schuldvermutung“ seiner Hauptprotagonisten keine Anwendung zu finden, wie es ein kürzlich erschienener Beitrag im British Journal of Medicine zum Thema Korruption der Ärzte durch die Pharmaindustrie aufzeigt.
Doch auch Skandale wie jene um Tamiflu, Pandemrix oder auch noch Contergan sind einige Paradebeispiele für die ungesunde Vermischung von Geld und Politik einerseits und unserer Gesundheit andererseits.
Zudem sorgen die Pharmalobbyisten für einen starken Verbündeten auf der übergeordneten Ebene, also den Regierungen und deren Gesundheitsministerien:
Ganz besonders spannend wird es, sobald man sich die Zahlen der WHO und deren „Contributors“ (Spender) und die weiteren Verstrickungen im Hintergrund genauer ansieht. Wir laden Sie ein, den Link unter dieser Grafik anzuklicken und sich somit Zugang zu diesen Details zu verschaffen.
Klickt man hier auf die Seite“specified voluntary contributors“ so kommt man (am 30.12.2020) auf folgende Seite:
Wir laden Sie ein, diesen Link anzuklicken und sich die ganze Liste anzusehen, Luxemburg ist mit rund 10 Millionen weiter unten vertreten. Dass Länder sich zusammenschließen, um gemeinsam gegen Krankheiten vorzugehen – was möglicherweise die initiale Absicht der WHO war – ist durchaus ein sehr edles Ziel.
In diesen Listen sind allerdings auch Pharmaunternehmen (direkt und indirekt) vertreten, die ja alle eine Gewinnerzielungsabsicht verfolgen. In diesem Zusammenhang fällt einem spontan der Begriff Follow the money ein.
Bei solch komplexen finanziellen Verstrickungen würde jeder Compliance Beauftragter im Finanzsektor mit Sicherheit die Stirn runzeln.
Erste Frage: Wie neutral kann die Meinung eines Menschen, einer Institution oder eines Pharmaunternehmens sein, wenn sie sich mit oben genannten Beträgen von jemandem abhängig machen, der so überproportional von der Umsetzung dieser Meinung profitiert? Hier reden wir ja schon über mehr als nur 2 Flaschen Wein.
Zweite Frage: Darf es sein, dass die WHO Empfehlungen herausgibt, sogar Entscheidungen trifft, die im Interesse ihrer Geldgeber sind?
Dritte Frage: Warum runzeln nicht noch mehr Menschen die Stirn über solche Verstrickungen?
Dieser Artikel wurde in deutscher Sprache verfasst, die französische und englischen Versionen sind Übersetzungen. Auf der luxemburgischen Seite haben wir ein Duplikat aus dem Deutschen veröffentlicht.